Timeouts beim Network Share Mounten nach Linux Mint Upgrade
Nachdem ich ein Upgrade von Linux Mint 20.3 (basierend auf Ubuntu 20.04) auf 22.02 (basierend auf Ubuntu 24.04) machte, hatte ich plötzlich ein Problem mit dem mounten meiner NAS Partitionen. Beim booten dauerte es ewig lange, bis ich mich endlich einloggen konnte. Wenn ich das mounten während des Bootvorgangs deaktivierte, führte dies wieder zu einem schnellen Bootvorang – doch wenn ich direkt nach dem Login mounten wollte, hatte ich das selbe Timeout von fast 2 Minuten…. Wartete ich nach dem Login jedoch länger und versuchte erst so nach 5 Minuten zu mounten, funktionierte es problemlos und schnell.
Ich dachte zuerst, das Problem lag am mounten selber, weshalb ich sehr lange daran herumdokterte. Bis ich die Logfiles nochmals genauer studierte und dabei sind mir folgende Zeilen aufgefallen:
2025-11-27T11:13:35.738736+01:00 TESLINA systemd-networkd-wait-online[914]: Timeout occurred while waiting for network connectivity.
2025-11-27T11:13:35.740846+01:00 TESLINA systemd[1]: systemd-networkd-wait-online.service: Main process exited, code=exited, status=1/FAILURE
Das seltsame dabei, während dem Versuch zu mounten gab es wohl ein Network Timout, aber gleichzeitig konnte ich problemlos im Netz surfen. Wie kann das sein?
Das Problem liegt NICHT bei CIFS, sondern bei der Network-Online-Erkennung von Ubuntu/Mint.
Dadurch verzögern sich:
das Login
systemd
ALLE Mounts (auch systemd-Mounts)
und CIFS blockiert zusätzlich, weil es ohne „Network Online“ gar nicht erst startet
Das erklärt auch zu 100 % dieses Verhalten:
direkt nach dem Start → lange Wartezeit + Timeout → CIFS mount geht nicht
5 Minuten später → System ist „online“ → CIFS mount sofort
Es existieren also zwei parallele Probleme:
NetworkOnline(target) ist defekt / funktioniert bei WLAN nicht richtig
CIFS wartet auf NetworkOnline(target) → daher → Timeout → Mount dauert ewig
Ursache
Linux Mint 22.2 (Ubuntu 24.04 Base) verwendet:
NetworkManager für WLAN
aber systemd wirft zusätzlich systemd-networkd-wait-online.service an
→ obwohl networkd gar nicht aktiv ist
➡️ systemd wartet vergeblich auf ein Netzwerk, das von einem anderen Dienst gemanagt wird.
➡️ nach 120 Sekunden kommt ein Timeout
➡️ erst danach wird NetworkOnline.target erreicht
➡️ erst danach mountet CIFS
Das ist exakt das, was du siehst.
Lösung: systemd-networkd-wait-online deaktivieren
Das ist die korrekte Fix-Methode für Ubuntu/Mint mit NetworkManager + WLAN.
Man kann systemd-networkd-wait-online gefahrlos deaktivieren.
NetworkManager übernimmt das vollständig.
Führe aus:
sudo systemctl disable systemd-networkd-wait-online.service sudo systemctl stop systemd-networkd-wait-online.service
Prüfen:
systemctl status systemd-networkd-wait-online.service
Es muss stehen:
Loaded: masked (disabled; vendor preset: enabled) Active: inactive (dead)
👆 Danach wird der Boot sofort NetworkOnline.target erreichen (über NetworkManager), ohne 2-Minuten-Timeout.
Zusätzlich maskieren (empfohlen)
sudo systemctl mask systemd-networkd-wait-online.service
Damit startet es nie wieder, egal was andere Dienste wollen.
Test: Netzwerk-“Online” prüfen
Nach einem Reboot:
systemctl status network-online.target
Sollte innerhalb von < 1 Sekunde aktiv sein.
Nach dem Reboot kann man sonst noch das hier ausführen
systemd-analyze blame
und wir sehen, ob der Start jetzt sauber und schnell ist.
Oder einfach
dmesg
Hier kann man ebenfalls die Timouts sehen.
Ergebnis
Nach diesem Fix passiert folgendes:
der Desktop lädt sofort
CIFS systemd-Mounts starten ohne künstliche Verzögerung
Nemo kann sofort auf die Shares zugreifen
die Mounts funktionieren beim ersten Zugriff
mount -a funktioniert auch direkt nach Login sofort
Bootzeit wird von ~2:30 min → ~20 Sekunden reduziert
Warum CIFS überhaupt NetworkOnline braucht
CIFS blockiert sonst gern das gesamte Booten, sobald der Server nicht erreichbar ist.
Darum verwendet systemd:
After=network-online.target
Wants=network-online.target
Wenn aber NetworkOnline.target selbst kaputt ist, dann hängt CIFS.
Erklärung
Warum systemd-networkd-wait-online.service aktiv ist – obwohl du NetworkManager nutzt
Ubuntu (und somit Mint) verwenden zwei verschiedene Netzwerk-Stacks parallel:
NetworkManager für Desktop-Nutzer
systemd-networkd ist trotzdem installiert und manche Services hängen daran
systemd-networkd-wait-onlinewird trotz NetworkManager gestartet
Das führt auf vielen Systemen dazu, dass:
systemd-networkd kein einziges Interface verwaltet
aber
wait-online120 Sekunden auf eine Verbindung wartet, die niemals kommen kann→ Timeout
→ alle Dienste, die auf
network-online.targetwarten, verschieben sich→ CIFS-Mounts warten verzweifelt, obwohl WLAN längst funktioniert
→ dadurch die 2-minütigen Boot- oder Mount-Hänger
Das ist ein documented bug im systemd-Stack seit Ubuntu 20.04, der bis heute (24.04) weiterbesteht.
Warum Internet funktioniert, aber Mounts nicht
NetworkManager bringt Online-Connectivity, abersystemd-networkd-wait-online prüft nicht die echte IP, sondern:
existiert irgendein Interface, das systemd-networkd verwaltet?
hat dieses Interface einen Carrier?
hat es eine IP?
Da systemd-networkd in meinem Fall NICHTS verwaltet, bleibt Punkt 1 → nein → 120 Sekunden Timeout.
Mounts mit:
After=network-online.target
Wants=network-online.target
werden dennoch blockiert, weil network-online.target erst nach dem Timeout erreicht wird.
Wie sorgt systemd dann dafür, dass die Mounts funktionieren?
NetworkManager hat seinen eigenen „wait-online“-Dienst:
NetworkManager-wait-online.service
Dieser ist wesentlich schneller (typisch < 1 Sekunde) und versteht WLAN korrekt.
